Schätze sind längst nicht mehr nur aus Silber oder Gold. Auch Beton ist in der Schatzkammer vertreten. Nicht ohne Grund müssen Bauherr*innen oft ein kleines Vermögen hinlegen – insbesondere blauäugige Bauherr*innen. Der Grund: Ihre Unwissenheit kommt sie schnell teuer zu stehen. Denn Wissenslücken sind für die schwarzen Schafe der Baubranche ein gefundenes Fressen. Umso wichtiger ist eine gründliche Recherche vor Baubeginn mitsamt Bauberatung. Denn je besser informiert, desto niedriger die Kosten.
Kostenexplosion: Baupreise auf Rekordniveau
Der grösste und teuerste Fehler von Bauherr*innen ist Unwissenheit. Nur mit einem soliden Grundwissen über aktuelle Schweizer Richtlinien und faire Preise schützen sie sich vor kostspieligen Investitionen. Denn Baugesetze sind nicht immer gleich Baugesetze. Im Gegenteil: Im Eiltempo ändern sich die Vorgaben.
Wie wäre es mit einem aktuellen Beispiel? Ab 2024 müssen Eigentümer*innen zu mindestens 65 Prozent mit grünem Gas heizen. Das kann zum Beispiel Biomethan oder grüner Wasserstoff sein. So dürfen Bauherr*innen nicht vom Altbekannten ausgehen. Bereits vor Baubeginn bietet sich eine detaillierte Recherche an. Wie kann ich in der Schweiz umweltgerecht bauen? Welche Heizungsvorgaben muss ich beachten und habe ich Anspruch auf staatliche Förderungen? Kurz gesagt: Wissen ist beim Bauen Macht.
Checkliste für Bauherr*innen: Was gehört in die Top 10?
Finanzierung klären
Das A und O beim Bauen ist der Kreditvertrag. Er muss zur Bauherr*in passen. Wie viel Eigenkapital ist vorhanden? Besteht Anspruch auf finanzielle Zuschüsse vom Staat? Lohnt sich eine Sondertilgung, falls eine Erbschaft, Gehaltserhöhung oder ein Bonus ins Spiel kommen?
Haustyp festlegen
Haus ist nicht gleich Haus. Vom Reihenhaus oder die Doppelhaushälfte bis hin zum freistehenden Einfamilienhaus ist alles dabei.
Baupartner suchen
Bauträger, Architekt, Generalunternehmen oder Rundum-Anbieter – was darf es sein? Doch Vorsicht: Vor Vertragsabschluss ist Recherche angebracht. Erfahrungsberichte und Rezessionen sind besser als Werbung und Marketing.
Bauplan und Grundriss entwerfen
Für einen Bauantrag sind Grundriss und Bauzeichnungen nötig. Nur so lassen sich die exakten Hausmasse ermitteln – von der Wohnfläche über die Dachneigung bis hin zu den Abständen zum Nachbargrundstück.
Bauvertrag
Jetzt fehlt nur noch eine Unterschrift. Doch bevor die Bauherr*in den Stift zückt, sollte nochmal ein Experte über das Kleingedruckte schauen – am besten ein unabhängiger Bauratgeber.
Bauantrag
Sobald der Antrag eingereicht ist, heisst es warten. Zwei bis drei Monate können bis zur Baugenehmigung verstreichen.
Versicherungen nicht vergessen
Wer ohne Bauträger vorgeht, trägt als Bauherr*in die volle Verantwortung für die Baustelle. Kommt es zum Unfall oder zu Unwetterschäden am Rohbau, bahnen sich enorme Zusatzkosten an. Da ist eine Bauherrenversicherung Gold wert. Die meisten Schweizer Banken setzen ohnehin eine Feuerrohbau- bzw. Gebäudeversicherung sowie eine Bauleistungsversicherung voraus.
Ökologisch bauen und Förderungen sichern
Umweltgerecht bauen ist auch im Interesse des Staates. Nicht ohne Grund erklärt er sich bei energieeffizienten Bauwerken gerne zu einer Finanzspritze bereit. Grosszügig erweist er sich aber auch bei barrierefreien Neubauten.
Bauabnahme
Fast am Ziel: Der Kredit läuft, der Vertrag mit dem Bauträger ist unterschrieben und die Förderungen gehen klar. Jetzt kann die Bauphase beginnen. Endlich kann sich die Bauherr*in entspannt zurücklehnen und auf das Eigenheim warten, oder? Nicht ganz, die Bauabnahme, die finale Königsdisziplin, steht schliesslich noch bevor. Mit Adleraugen prüft man das Gebäude auf Schwachstellen – von der Fassade über den Keller bis hin zum Dachstuhl. Sieht alles gut aus? Auf den ersten Blick vielleicht, auf den zweiten Blick aber zeigen sich einige verdeckte Mängel. Die Fenster sind undicht, da ist ein Sprung in der Badfliese und die Türdämmung lässt leider auch zu wünschen übrig. Wären die Mängel nur schon vor der Bauabnahme aufgefallen. Zum Glück lässt sich dieses Fiasko vermeiden. Mit einer erfahrenen Bauherrenberatung an seiner Seite spielt die Bauherr*in erfolgreich Sherlock Holmes. Denn einmal besiegelt, gibt es kein Zurück mehr – ganz nach dem Motto «gekauft wie gesehen».
Wissen & Bauberatung – die erste beiden Schritte zur ernstzunehmenden Bauherr*in
Viele Bauherr*innen kennen das Problem nur zu gut: Ihre Unwissenheit wird schamlos ausgenutzt. Von Respekt und Anerkennung fehlt leider jede Spur. Doch das lässt sich ändern. Wer sich regelmässig online zu den jüngsten Bauvorgaben und den aktuellen Preislisten informiert, schindet beim Gegenüber Eindruck. Er stellt die richtigen Fragen und hakt gezielt nach. Und genau das signalisiert Kompetenz. Da hat sich jemand mit der Materie beschäftigt.
Aber keine Panik: Eine ernstzunehmende Bauherr*in muss nicht gleich sämtliche virtuelle Bauratgeber durchforsten. Schon kurze Suchen im World Wide Web bessern die Expertise spürbar auf. Warum also nicht einmal die Woche das Netz nach Neuigkeiten durchsuchen und Bauratgeber überfliegen?
Und weil doppelt gemoppelt bekanntlich besser hält, holen sich viele Bauherr*innen gerne eine fachkundige Bauberater*in mit ins Boot. Bei so einem wertvollen Schatz, bei der vielleicht grössten Investition seines Lebens, will doch niemand ein Risiko eingehen.
© raeber-leben-blog.ch, Autorenteam, Jana Winter – 4.11.2022
Anmerkung: Baugesetze verändern sich. Aktuelle Gesetze und Vorgaben erfahren Sie von Ihrem Baufachmann.