Es gibt gewisse Themen, die fallen einem plötzlich mehr auf. Ganz einfach, weil sie zum Dauerthema in den Tageszeitungen werden. Solche Themen sind Vandalismus und als Folge davon auch Videoüberwachung. Was ist Vandalismus genau? Der Begriff hängt laut Wikipedia einer historisch wenig begründete Weise von dem Volk der Vandalen ab, die in der Spätantike in das Römische Reich einwanderten (Duden: mit Bezug auf die Plünderung Roms durch die Vandalen im Jahre 455 n. Chr.). Unter Vandalismus verstehe man Zerstörungswut oder Zerstörungslust. Vandalismus sei bewusste illegale (bzw. normenverletzende) Beschädigung oder Zerstörung fremden Eigentums als Selbstzweck. Der Duden beschreibt Vandalismus als «blinde Zerstörungswut».
Wo liegen die Gründe für diese Zerstörungswut?
Meine Suche in Google mit «Gründe für Vandalismus» bringt mich in Verlegenheit. Die meisten Suchresultate sind aus dem Jahr 2011 und älter (bis 2005). Die aktuellsten darunter sind meine eigenen Blogs aus dem Jahr 2013 … Ist Vandalismus am Ende kein Thema, frage ich mich. Dann wechsle ich auf die Webseite zol.ch und stosse auf zahlreiche Berichte zu diesem Thema. «Riesiger Strohhase auf dem Bächlihof abgefackelt», «Unbekannte kippten Smart um», «20’000 Franken Schaden nach Vandalenakt», «Vandalen in der Kunstkiste», «Wieder ein Opfer von Vandalen», etc. 46 Resultate gibt mir die Onlineplattform des Zürcher Oberländers an. 46 Ereignisse, wo diese blinde Zerstörungswut ausgelebt wurde.
Was war früher anders?
Diese Frage stelle ich mir bewusst. Als normalaufwachsender Lausbub hatten wir auch viel «Seich im Gring» – nur hatten wir mehr Respekt vor Sachschäden. Es war nicht zwingend das bewusste Zerstörungsziel, sondern wohl mehr der Gruppendruck, die Mutprobe – aber immer irgendwie im korrekten aber grenznahen Rahmen. Einen Smart umkippen, Kultur abfackeln geht da definitiv zu weit. Liest man Leserbriefe oder Interviews mit Verantwortlichen für die Sicherheit, nehme ich dann und wann Überforderung war. Der Entscheid eine Videoüberwachung zu installieren, wird immer mehr als eine der wenigen wirksamen Möglichkeiten gesehen.
Überwachung auf der ganzen Linie
Wir werden überwacht: von Google, Facebook, Apple und anderen Firmen, die immer grösser werden und überall in unsere Privatsphäre eindringen, mit dem Ziel, nutzerorientierte Werbung zu schalten und Bedürfnisse erkennen. Dazu brauche man diese Daten, die angeblich auch sicher verwaltet werden. Kurz: Überwachung unserer Interessen. Der börsennotierte US-amerikanische Online-Versandhändler Amazon will den Versand revolutionieren: Der Online-Händler plane eine «vorausahnende Zustellung». Sprich: den Versand von Artikeln, bevor diese überhaupt bestellt wurden (Quelle: 20Min.ch Amazon tüftelt am Hellseher-Versand – 21.01.2014). Das ist nur möglich, wenn wir durch und durch online erkannt und somit überwacht werden … Für die Entscheidung, welche Waren vorab versandt werden, nutze Amazon gesammelte Daten aus. Einfluss auf den Vorabversand haben demnach zum Beispiel bereits bestellte Artikel, Suchanfragen, Wunschlisten, Inhalte des eigenen Einkaufswagens, Retouren und sogar, wie lange die Kunden mit dem Mauszeiger auf einzelnen Produkten verweilen.
Prävention fängt bei der Ursache an
Wir werden auch per Video (IP-Cameras) überwacht. Am Ende, weil wir vielleicht entmutigt sind und darum die tiefste Form der Kommunikation anwenden, nämlich Gewalt? Wir legen einen Boden für unsere Mitmenschen und Nachfolger. Diesen Boden prägen wir durch unsere Werte, wie beispielsweise «Arbeiten, um zu leben« oder «Leben, um viel zu viel Geld zu verdienen». Die Welt verändert sich, und das immer schneller und immer intensiver… Wir sind immer öfter daran, unsere Persönlichkeit zu verkaufen, uns selbst aufzugeben und unsere Einzigartigkeit in Kundengruppen zu verbannen.
Grenzen ermöglichen erlebbare Freiheit
Wir machen unsere Welt kontrollierbar, obwohl wir uns selbst dann und wann nicht mehr unter Kontrolle haben. Messbarkeit, Kosten senken, Gewinn und Umsatz steigern, zielorientiert anbieten – das sind alles sinnvolle Ziele, so sie dann Grenzen haben dürfen und diese trotz möglichem Umsatzpotenzial akzeptiert werden. Apropos Grenzen: Das Internet hat die Welt zu einer Gemeinde gemacht. Der internationale Handel blüht. Grenzen zwischen Kulturen, Andersdenkenden und anders Lebenden sind gefallen. Wir werden laufend internationaler. Wir muten uns Vieles zu! Um Grenzen geht es auch in der Überwachung. Videoüberwachung setzt uns wieder Grenzen, darum wird sie wohl auch wirksam sein. Grenzen setzen – vielleicht wäre das sogar ein Ansatz, präventiv Vandalismus zu verhindern …