Wo Menschen zusammenleben, geschehen Unrecht und Verletzungen. Wer kennt diese Gefühle der Ohnmacht nicht? Kleinere Vergehen sind einfacher zu vergeben. Doch was ist, wenn grosses Unrecht im Spiel ist? Hier zwei Beispiele:
Vergebung – Stieg Larsson
Mit seiner Millenniums-Trilogie hat der schwedische Bestseller-Autor Stieg Larsson eine spannende Krimi-Reihe geschaffen. Hauptpersonen sind der Journalist Mikael Blomkvist und die sehr unnahbare Lisbeth Salander. Der dritte Teil dieser Reihe heisst «Vergebung» und handelt von der Legitimation Lisbeth Salamander’s, die als 13-jähriges Kind Opfer ihres gewalttätigen Vaters, aber auch einer Geheimgruppe des schwedischen Staates wurde.
Die Bösen werden bestraft
Die Millennium-Trilogie, bestehend aus den Büchern «Verblendung», «Verdammnis» und «Vergebung», erfüllt die hohen Erwartungen eines Krimifans. Am Rande bemerkt, die Verfilmungen sind ausgesprochen brutal und bilden dabei zu viele Details ab. Hängen geblieben bin ich beim dritten Buch mit dem Titel «Vergebung». Salander erhält zwar endlich Recht und wird vor Gericht legitimiert.
Dass jedoch ein klärendes Gespräch zwischen betroffenen Menschen abgebildet wird, fehlt gänzlich. Was nicht geklärt wird, prägt einen weiter. Die Bösen sind weg oder verhaftet, die Guten haben gewonnen.
Vergebung statt Rache
Szenenwechsel. Da ist eine junge Frau mit ihrem Mann auf der Hochzeitsreise. Unterwegs nach Mérida, der Hauptstadt der autonomen Region Extremadura im Südwesten Spaniens, führt die riskante Fahrweise des Chauffeurs dazu, dass der Bus mit übersetzter Geschwindigkeit in eine scharfe Kurve schiesst und einen Abhang hinunterstürzt. Zurück bleiben Tote und Schwerverletzte. Der Busfahrer flüchtet sofort und wird nie mehr gefunden.
Die junge Frau wird mit schweren Hüft-, Bein- und Armverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Mit zwei Notoperationen wird sie reisetauglich gemacht und zurück in die Schweiz transportiert.
Dort glauben ihr die Ärzte nicht, dass unter dem Gips noch ein offener Bruch auf die richtige Behandlung wartet. 11 Tage bleibt sie ohne Behandlung so liegen. Dadurch werden viele Folgeoperationen nötig. Die Frau hätte allen Grund zu Rachegefühlen. Der geflüchtete Buschauffeur, pfuschende Ärzte und der schlechte Start in die Ehe.
Doch sie entscheidet sich für die Waffe der Vergebung.
Was bedeutet Vergebung?
Gibt es überhaupt eine treffende Beschreibung für Vergebung? Das Duden Synonymwörterbuch spricht von Begnadigung, Entschuldigung, Lossprechung, Sündenerlass, Verzeihung etc. Das entspräche dieser inneren Haltung, die die schwer verletzte junge Frau gegenüber den Schuldigen konkret gelebt hat. Bei Lisbeth Salander aus der genannten Buchserie kommt eine solche Haltung nicht durch.
Vergebung hat zwei Seiten:
- Sie ist definitiv nicht immer einfach. Sie ist eine Art Einwilligung zur Bereitschaft, den ersten Schritt zu wagen. Ohne diese Bereitschaft ist keine Vergebung möglich. Wo keine Vergebung möglich ist, ist die Gefahr gross, dass der Schaden immer noch grösser wird.
- Der Vergebende profitiert dabei am meisten. Der Lohn ist Lebenserfahrung die dem Leben Tiefe gibt.
Das allerdings sieht man erst im Nachhinein, wenn man die eigene Lebensgeschichte mit Vergebung zulassen kann.
Lesetipps im Web zum Thema Vergebung
- ERF-Medien.ch: Vergebung entgiftet
- Christliche-Werte.ch: Input: Vergebung ermöglicht neue Perspektiven und Beziehungen
- Christliche-Lebensberatung.ch: Vergebung unter der Lupe