Lymphdrainage bei unliebsamen Schwellungen und Ödemen

Überraschung nach Bus- und Flugreisen

von raeberl
Lymphdrainage bei unliebsamen Schwellungen und Ödemen

Geschwollene Beine oder andere Schwellungen, die sich über Nacht nicht erholen? Dem sollten Sie unbedingt nachgehen. Lymphdrainage kann helfen. Eine Übersicht.

Die Themen im Überblick:

Wie funktioniert unser Lymphsystem?
Wie funktioniert unser Lymphsystem?

Überraschung nach Bus- und Flugreisen

Beatrice reist mit dem Bus nach Spanien. Stundenlanges Sitzen, sogar zum Schlafen. Und nach der Ankunft natürlich als erstes den Strand auskundschaften. Bikini an und genüsslich aufs Meer schauen – doch was ist denn hier los? Ihre Unterschenkel sind ja geschwollen, über das ganze Schienbein hinweg.
Auf Druck mit dem Finger bleibt eine kleine Delle zurück: Ödeme.
Das ist ja wie im Altersheim, in dem sie arbeitet, denkt sie. Dieses Phänomen ist dort gang und gäbe. Doch jetzt sind eindeutig Ferien angesagt: Schwimmen im Meer, ein Strandspaziergang, und nach ein paar Stunden sind Beatrices Beine wieder schlank und rank. Der Spuk ist vorbei.

Chronische (Lymph)-Ödeme

Anders ist das bei ihren Bewohnern im Altersheim.
Dort müssen von geschwollenen Beinen betroffene Personen jeden Tag sogenannte Stützstrümpfe tragen.
Diese sind stramm elastisch und geben gleichmässigen Druck auf das Gewebe ab. So können sich solche Ansammlungen von Gewebeflüssigkeit nicht mehr oder nicht mehr so stark bilden. Stützstrümpfe morgens vor dem Aufstehen an- und abends im Bett wieder ausziehen. Manchmal gelingt dies selbständig, doch viele Patienten benötigen dazu fremde Hilfe. Beatrice ist es gewohnt, etliche Stützstrümpfe täglich mit mehr oder weniger grossem Kraftaufwand anzulegen und wieder abzuziehen.

Wie funktioniert eigentlich unser Lymphsystem?

Neben dem Blutgefässsystem, das neben vielem anderen für die Sauerstoffversorgung verantwortlich ist, verfügt der Körper noch über ein zweites System: das Lymphgefässsystem.
Dieses hat die Aufgabe, vermehrte Flüssigkeit, Eiweiss, nicht automobile Zellen (Tumorzellen), Zelltrümmer, Fremdstoffe (wie  Russ) und Bakterien aus dem Bindegewebe abzutransportieren und über die linke Schlüsselbeinvene zur Weiterversorgung in den Blutkreislauf zu leiten. Das Blutgefässsystem ist ein geschlossener Kreislauf aus «Rohrleitungen», während das Lymphgefässsystem blind im Gewebe beginnt und eher mit einem System aus Rinnen verglichen werden kann. Die Lymphbahn ist nicht an die Pumpleistung des Herzens angeschlossen. Den Lymphfluss bewirken andere Kräfte. Ist der Lymphfluss beeinträchtigt, verbleibt die Gewebsflüssigkeit zwischen den Zellen und es entsteht eine Gewebsschwellung, welche als Lymphödem bezeichnet wird.

Lymphödeme – Ursachen

Für Ödeme gibt es viele verschiedene Ursachen. Meist sind sie harmlos.
Langes Stehen oder Sitzen, Hitze und Schwangerschaft sind einige mögliche Ursachen.
Aber auch Probleme in verschiedenen Organen wie beispielsweise Leber, Nieren oder Herz können zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe führen. Ebenso Eiweissmangel. Auch nach Operationen sind Lymphödeme häufige Folgen. Ganz besonders nach Krebsoperationen und dem Entfernen von Lymphknoten an Armen und Beinen. Verstärkend wirken Bewegungsmangel (die Muskeln helfen nicht mit, die Lymphflüssigkeit weiterzutransportieren) und eine einseitige Ernährung (mangelnde Eiweissversorgung).

Lymphdrainage hilft dem Körper wieder auf die Sprünge

Bei Stauungen und Schwellungen aller Art setzt die Lymphdrainage an. Sie ist eine manuelle Therapie, die durch speziell dazu ausgebildete (Physio-)TherapeutInnen ausgeführt wird. Lymphdrainage ist auch reflektorisch via Fussreflexzonentherapie möglich. Das Ziel ist, durch sanfte, fliessende Streichungen das Gewebe zu entstauen und die Lymphgefässe anzuregen. Neben der entstauenden Wirkung hat die Lymphdrainage auch eine schmerzlindernde und eine entspannende Wirkung auf die Skelettmuskulatur.

Nach erfolgreicher Lymphdrainage: Stützstrümpfe, Armstrümpfe und Co.

Nachdem nach einer erfolgreichen Lymphdrainage das Gewebe wieder schön entwässert ist, werden zur Erhaltung des Zustands oft Stützstrümpfe verordnet. Oder Stützstrumpfhosen – beide mit oder ohne Zehenabdeckung – Handschuhe, Armstrümpfe etc., je nach Bedarf. Diese werden exakt ausgemessen und teilweise individuell angefertigt, da jedes Bein und jeder Körper individuell gebaut ist.

Dazu sind verschiedene Kompressionsstärken erhältlich. Auf diese Weise kann das beste Resultat erzielt werden. Anfangs mag es sehr gewöhnungsbedürftig sein, so eng «eingesperrt» zu sein. Und dünn ist der Stoff auch nicht gerade. Im Winter schön wärmend, im Sommer aber auch… Doch muss man hier wohl oder übel eine Abwägung treffen: Was ist das kleinere Problem?

Ödem mit Strumpfstützhosen eingrenzen
Stützstrumpfhosen helfen

Ödeme: Vorbeugen ist besser als Heilen

Bewegung und Sport sind grundsätzlich eine gute Sache, so auch zur Vorbeugung von Schwellungen im ganzen Körper. Die Durchblutung und der Abfluss werden angeregt und der ganze Organismus kann wunderbar funktionieren. Langes Stehen oder Sitzen ist, wie bereits erwähnt, sehr ungünstig. Regelmässige kleine Bewegungspausen sind hier sehr zu empfehlen.

Muss man doch einmal an Ort stehen, in einer Warteschlange oder bei einem Gespräch, kann man diskret von einem Standbein aufs andere wechseln. So helfen die sich anspannenden Muskeln, Blut und Lymphe weiterzutransportieren.

Bei geschwollenen Beinen kann Hochlagern Abhilfe schaffen. Warm-kalte Wechselbäder oder -duschen können ebenfalls helfen. Und eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, damit wir mit allen nötigen Stoffen versorgt sind und alle Systeme unseres Körpers optimal arbeiten können. Ob es zu Operationen kommen muss, haben wir –  ganz nüchtern betrachtet – ein Stück weit selbst in der Hand. Mit einer gesunden Lebensführung ohne übermässige Risiken ist bereits viel gewonnen.

© raeber-leben-blog.ch, 17.4.2024, Autorin: Tabea Räber, arbeitet in der Seniorenpflege.

Lymphdrainage bei unliebsamen Schwellungen und Ödemen

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