Es gibt Dinge, die lösen bei uns sofort Erinnerungen aus, wenn wir sie in den Händen halten. Ein Beispiel ist die Luftpolsterfolie. Gedanken dazu von Jasmin Taher.
Das Paket von der Schweizer Tante
Letzte Woche kam ein Paket von meiner Schwester aus der Schweiz an. Mein dreijähriger Sohn hat es sofort aufgepackt. Nachdem er die erste Hürde – den dicken Pappkarton (statt nur das Klebeband) – mit seiner kleinen Kinderschere überwunden hatte, holte er begeistert die «Knallfolie» aus dem Paket und fing an, der Folie den Garaus zu machen. Er drückte hochkonzentriert mit seinen kleinen Fingern auf den einzelnen Segmenten der Folie herum, damit es «Popp, popp, popp» machte. Er drehte die Folie mit seinen Händen zusammen und versuchte, es ganz laut knallen zu lassen. Und er legte die Folie auf den Boden und hüpfte ausgelassen darauf herum und rief glücklich: «Mama, guck mal, was ich kann.»
Luftpolsterfolie schützt die Ware
Knallfolie, oder nennen wir sie lieber ganz offiziell Luftpolsterfolie, schützt zerbrechliche und empfindliche Gegenstände beim Transport vor Stössen, Schlägen oder Druck. Dank ihrer isolierenden Eigenschaften schützt sie auch temperaturempfindliche Waren vor Hitze oder Kälte. Aber auch zum Ausfüllen von Hohlräumen in Kartons werden Luftpolsterfolien oder die grösseren Luftkissen (die knallen noch lauter als die Folie, wenn man sie platzen lässt) verwendet.
Zum Schutz von Elektronikteilen und PC-Komponenten gibt es spezielle antistatische Luftpolsterfolien. Für Überseetransporte und Umzüge sind besondere Luftpolsterfolien geeignet, die einseitig mit Kraftpapier kaschiert wurden. Diese speziellen Folien bieten neben den Vorteilen der herkömmlichen Folien zudem noch Schutz vor Feuchtigkeit.
Ende der Knallfolien-Ära
Nach nunmehr fast 60 Jahren, die wir viel Freude beim Knallen von Luftpolsterfolie hatten, ist der Spass nun vielleicht bald vorbei, denn die «iBubble Wrap» kommt. Das ist eine superdünne Folie, deren Kammern miteinander verbunden sind und die erst beim Verpacken mit einer Pumpe aufgeblasen werden. Vorteil ist, dass beim Transport und der Lagerung viel weniger Platz verschwendet wird, was nicht nur ökonomischer sondern auch deutlich ökologischer ist. Aber es wird sich leider keine Möglichkeit mehr zum Knallen ergeben. Denn dadurch, dass die Segmente miteinander verbunden sind, kann man sie nicht mehr so wunderbar platzen lassen.
Für alle, die das Knallen aber nicht sein lassen wollen, hier ein kleiner Trost: Es gibt elektronisches Spielzeug namens «Bubblewrap Keychain» zu kaufen, das den Knalleffekt imitiert und über die schlimmsten Entzugserscheinungen hinweghelfen kann.
Was ausser Knallfolie noch drin war:
Nach dem grossen Knallfolien-Spektakel geriet das Paket von meiner Schwester seltsamer Weise in Vergessenheit. Heute nun haben wir endlich geschaut, was sonst noch so darin versteckt war:
- Tee für die Mama, der den Weg auch ohne Schutz gut überstanden hätte.
- Schweizer Schoggi-Häsli und Kirschstängeli für den Papa, dank Luftpolsterfolie wurde es der Schoggi auf dem Weg nicht zu heiss
- eine rote Ducati Monster 696 (2011) im Massstab 1:12 für den Sohn, die den Transport dank Luftpolsterfolie problemlos und heile überstanden hat
Quellen zum Thema Verpackung und Luftpolsterfolien:
- Wikipedia-Eintrag zu Luftpolsterfolie
- Neu-gestaltete Knallfolie verliert ihren Knall (Wall Street Journal, Englischsprachiger Artikel vom 01.07.2015)
- Bubblewrap Keychain
© raeber-leben-Blog.ch – überarbeitet 27.9.2019 (ar)