Ich erinnere mich an meine Jugendzeit. Damals, wenn auf der Welt eine Katastrophe geschah, hatte ich mich dann und wann ertappt, wie ich in Gedanken die Distanz von mir zum Katastrophen-Herd eingeschätzt habe. Je weiter weg, desto beruhigter war ich. Ist es nicht so, dass, je weiter weg, desto weniger Betroffenheit da ist? Oder anders gesagt, je näher, desto schlimmer? Was wir nicht sehen, was wir verdrängen, ist jedoch nicht weg. Es ist ganz konkret da und näher als wir meinen!
Das Internet macht die Welt zum Dorf
Die letzten Jahre haben die Welt auf den Kopf gestellt. Täusche ich mich, oder ist die Welt, zumindest gefühlt, kleiner geworden? Wir posten im Internet, wir machen Selfies und versenden diese in alle Welt, beziehungsweise alle Welt kann sie sehen. In Facebook, via Google, Xing, Linkedin – wir sind überall dabei und einander doch so unbekannt … Während Meldungen aus Amerika früher ein paar Stunden brauchten, um es bei uns in die Newsmeldungen zu schaffen, sind es heute via Internet nur noch Sekunden. Waren es früher die wichtigsten Ereignisse, sind es heute auch Randschauplätze und –Ereignisse. Mehr und schneller. Dank Leserreporter, Videokameras, moderner und immer günstig werdender Technik. Es gibt Zeiten, wo ich mein Smartphone links liegen lasse, keine TV-Sendung ansehe und keine Zeitung lese. Grund: Ich bin ab all den zunehmenden Schreckensmeldungen oft einfach überfordert, gelähmt.
«Wir kommen nach Europa und wollen arbeiten»
Verdrängen, verschieben, wegsehen – all das nützt uns nichts. Es kommt. Früher oder später. Das zeigen die zahlreichen Flüchtlinge aus Afrika, die ihr Heil in Europa suchen. Flucht unter unwürdigen Umständen, ausgenutzt, entwürdigt. Unglaublich. «Wir kommen nach Europa und wollen arbeiten.» So sagte es ein Flüchtling in einer Dok-Sendung im Fernsehen. Europa als Heil. Während wir auf Kosten des Schwarzen Kontinents jahrelang, wenn auch unbewusst, gelebt haben, kommen diese Menschen nun zu uns. Verschiedene Kulturen, verschiedene Denkweisen, Erwartungen und Werte prallen aufeinander. Wir können nicht mehr wegsehen. Die Konfrontation findet statt.
Und die Lösung?
Als Menschen haben wir die Pflicht zu helfen, zumindest da, wo es uns möglich ist. Doch pauschal zu sagen, dass Europa das Heil für Flüchtlinge ist, wäre wohl zu einfach. Die Starken werden durchhalten und sich unter enorm schwierigen Herausforderungen durchsetzen können. Die Schwachen … So lebt es uns die Natur vor. Gibt es überhaupt eine Lösung? Ich bin der Meinung, dass es Ansätze gibt. Eine der aus meiner Sicht besten, ist Hilfe zur Selbsthilfe. Von unserem Reichtum etwas abzweigen und Menschen, zum Beispiel im Südsudan, unterstützen. Diese müssen vor Ort begleitet und unterstützt werden. Denn wer im eigenen Land eine Lebensgrundlage hat, muss und will nicht flüchten (ausser im Kriegsfall).
TearFund – Spenden für Südsudan
Das Hilfswerk TearFund schreibt dazu auf seiner Webseite: «Für CHF 30.- kann einer Familie im Südsudan Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglicht werden. Für CHF 65.- erhält eine Familie in Zentralafrika eine Monatsration Lebensmittel (Reis, Speiseöl, Trockenfisch, Bohnen, Zucker).» Fr. 30 und Fr. 60.-, das ist in etwa so viel, wie wir hier für ein Essen im Restaurant bezahlen. Einmalig. Im Südsudan reicht es für einen ganzen Monat. Das Partnerhilfswerk Across rüstet in der Region Boma Menschen aus, damit Getreide ausgesät werden kann. Aktiv, präventiv, aufbauend. Kein Wunder lautet der Slogan von TearFund: Hinsehen. Handeln. Uns kostet es wenig, im Südsudan aber hilft es viel.
Weiterführende Infos zu TearFund und Südsudan