Ein penetrantes Klingeln an Ihrer Haustüre. Wenn Sie öffnen, steht ein Gerichtsvollzieher mit dem Bescheid zur Pfändung ihrer Besitztümer im Eingang. Dabei hatten Sie doch nur vergessen, eine Rechnung zu bezahlen…
Solche oder ähnliche Szenarien verbinden wohl die meisten Menschen mit dem Begriff «Inkasso». Doch was genau bedeutet Inkasso und wie lassen sich solch unangenehme Situationen vermeiden?
Was bedeutet Inkasso?
Inkasso beschreibt die Eintreibung fälliger Forderungen, beispielsweise offener Rechnungen. Dies geschieht, wenn ein Schuldner wiederholt seine Rechnungen nicht bezahlt hat. Der Gläubiger beauftragt ein Inkassounternehmen, welches sich um die Eintreibung der Schulden kümmert. Die Eintreibung läuft meist schriftlich ab, der Ton sollte stets höflich und respektvoll bleiben.
Inkassoforderungen – Ein Vergleich zwischen Österreich und der Schweiz
Grundsätzlich läuft das Inkassoverfahren in Österreich und der Schweiz weitestgehend ähnlich ab. Da die Schweiz nicht den EU-Gesetzen unterliegt, ergeben sich jedoch einige Unterschiede.
Was in Österreich die Zwangsvollstreckung darstellt, wird in der Schweiz Betreibung genannt. Demnach kümmern sich in der Schweiz Betreibungsämter um die Zahlung offener Forderungen, in Österreich sind es die Gerichtsvollzieher.
Der wohl grösste Unterschied: In Österreich wird ein vollstreckbarer Titel benötigt, was bedeutet, dass die Zwangsvollstreckung vorher vom Gericht beschlossen worden sein muss. In der Schweiz hingegen braucht man lediglich einen Rechtsgrund, der Schuldtitel an sich wird erst später innerhalb des Rechtsöffnungsverfahrens entschieden.
Inkasso in der Schweiz ist auf eine möglichst schnelle Eintreibung der Schulden ausgelegt. In Österreich wird zuerst höflich und ausführlich um die Zahlung des offenen Betrages gebeten. Es ist nicht unüblich, dass einige Wochen vergehen, bis die Schulden beglichen werden.
Gründe für Verschuldung in der Schweiz
Warum kommt es überhaupt so weit, dass ein Inkassounternehmen beauftragt werden muss?
Warum verschulden Menschen sich regelmässig und geben Geld aus, das sie nicht haben?
Das Angebot an Konsumgütern wird in unserer Gesellschaft immer grösser, die Werbung immer penetranter und gleichzeitig individualisierter und auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt. Nie war die Verführung durch die Werbung so gross, sich Gebrauchsgegenstände zu kaufen. Es macht ohne jede Frage Spass, sich ein neues Auto oder das modernste Handy auf dem Markt zuzulegen. Durch die Werbung wird uns sogar suggeriert, dass wir diese Dinge brauchen, um glücklich zu sein.
In den traditionellen Bildungseinrichtungen ist der richtige Umgang mit Geld kein Teil des Lehrplans. Daher investieren viele Menschen einen Grossteil ihres Geldes in Dinge, die keinerlei «Return on Investment» bieten.
In Amerika ist es längst üblich, sich am Monatsanfang zu verschulden und den Monat über das Geld zu verdienen, das für die Abbezahlung benötigt wird.
Dieses Verhalten wird auch in der Schweiz immer mehr zur Normalität. Besonders durch den Abschluss von Verträgen über regelmässige Fixkosten entsteht schnell eine Kostenfalle, aus der man nur schwer wieder herauskommt.
Schulden und deren Auswirkungen auf die Gesundheit
Wer verschuldet ist und nichts dagegen tut, gefährdet langfristig gesehen auch seine Gesundheit.
Anfallende Schulden werden oft erst verdrängt, Rechnungen werden nicht geöffnet und auch den ersten Mahnungen schenken viele Menschen keine Beachtung.
Der psychische Druck wird dadurch unbewusst jedoch immer grösser. Stress, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen sind typische Symptome von Schuldnern und Schuldnerinnen. Ist die Verschuldung besonders hoch und keine finanziellen Mittel zur Tilgung in Aussicht, kann es zu Angstzuständen und Depressionen kommen. Unseriöse Inkassounternehmen arbeiten auch mit psychischem Druck, der zu ernsthaften Gesundheitsbeeinträchtigungen beim Schuldner führen kann.
Soziale Isolation ist ein weiterer Gefahrenpunkt. Aus Scham sondern sich Schuldner von ihrem Umfeld ab. Die Schuldenprobleme werden verschwiegen und gemeinsame Unternehmungen abgelehnt, um die Verschuldung nicht zugeben zu müssen.
Es gilt also, Verschuldung am besten von vornherein zu vermeiden. Wie Sie das schaffen, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.
Tipps und Tricks um Schulden zu vermeiden
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Haushaltsbuch führen
Tragen Sie in einem Haushaltsbuch alle Einnahmen und Ausgaben ein. So behalten Sie den Überblick. Die Ausgaben sollten dabei die Einnahmen keinesfalls dauerhaft überschreiten! Durch das Zurücklegen eines monatlichen Fixbetrages schaffen Sie sich ein finanzielles Polster, sollten Sie doch einmal in eine Notlage geraten.
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Bar bezahlen
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, die bar bezahlen, weniger ausgeben. Bargeldlose Käufe erscheinen einfacher und problemloser, verleiten allerdings zu überflüssigen Ausgaben. Besonders das Zahlen per Kreditkarte ist besonders tückisch, da hier oft hohe Zinsen anfallen.
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Preisvergleich für Fixkosten nutzen
Es gibt zahlreiche Preisrechner, mit denen Sie laufende Ausgaben wie Strom, Gas, Versicherung, Telefon etc. vergleichen können. Langfristig gesehen können Sie unter Umständen sehr viel Geld sparen. Gewöhnen Sie sich auch an, die Fixkosten am Anfang des Monats zu überweisen. So wissen Sie direkt, wie viel Geld Ihnen bis Ende des Monats noch zur Verfügung steht.
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Rechnungen sofort bezahlen und Schulden nicht ignorieren
Wenn eine Rechnung im Briefkasten liegt, bezahlen Sie diese nach Möglichkeit sofort. Sie können sich auch eine feste, regelmässige Zeit einplanen, in der sie offene Rechnungen bezahlen. Keinesfalls sollten Sie sich angewöhnen, Rechnungen oder Mahnungen zu ignorieren und aufzuschieben.
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Brauche ich diesen Gegenstand wirklich?
Bevor Sie etwas Neues kaufen, stellen Sie sich die Frage: «Brauche ich diesen Gegenstand wirklich?» Die Gründe für einen Kaufwunsch können vielfältig sein – sei es aus Frust oder um einem Trend zu folgen
Wenn Sie einen Kredit aufnehmen müssten, sollten Sie sich den Erwerb dieser Sache besonders gut überlegen.
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Schuldnerberatung in Anspruch nehmen
Falls sie bereits verschuldet sind, stellen Sie sich der Situation und überlegen Sie, wie Sie am besten vorgehen. Sie sollten keinesfalls einen neuen Kredit aufnehmen, um einen alten zu tilgen. Die Zinslast und der Schuldenberg werden so nur noch grösser. Eine professionelle Schuldnerberatung unterstützt Sie und erörtert mit Ihnen Wege, um wieder schuldenfrei zu werden.
Quelle:
bundesbank.de
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