Wenn der erste Schnee fällt, ist oft nichts mehr vom einst grünenden Garten zu sehen. Doch nicht sehen heisst nicht, dass er nicht lebt. Wo ich wohne, kann es schon mal 30 Zentimeter oder mehr schneien. Statt vielfältiges Grün ist dann überall glitzerndes Weiss. Nun gilt es, sich um- und darauf einzustellen. Auf Glatteis. Eisigen Wind. Brennende Lungen. Drei bis vier Monate ständiges Schneeschaufeln, Frieren und Scheiben Kratzen.
Und die Natur?
Der Garten ist da, aber nicht sichtbar. Abschrankungen wie Zäune oder Gartenwege lassen uns erahnen, wo er sein müsste. Der Rasen. Die Stauden und vieles mehr. Doch jetzt: Einfach weg. Unter der Schneedecke. Man muss es sich vorstellen. Wie es war. So könnte es wieder werden. Je nachdem, wie die Natur sich erholen kann. Im Versteckten. Ohne visuellen Genuss und vorgelebten Beweis. Wir könnten eintauchen in den Schnee und würden bei den Pflanzen vielleicht sogar Schaden anrichten. Das muss nicht sein. Doch Bäume leiden unter zu schwerer Schneelast und Pflanzen zum Teil unter dem Salzwasser. Die gilt es zu befreien und zu pflegen. Im Vorfeld oder bei Bedarf. Winterdienst würde der Gartenbauer dies nennen. Bäume zusammenbinden, sie artgerecht schneiden. Damit sie den Winter gut überstehen.
Leben und Erholen in der Kälte? Im Dunkeln?
Was macht der Garten im Winter, das möchte ich gerne wissen. Eine Antwort habe ich im Kinderbuch «Kinder fragen – Experten antworten – Teil 2», gefunden.
Die Mikroorganismen im Garten stellen bei eisiger Kälte ihre Tätigkeit fast ein. Überhaupt gebe es in dieser Zeit fast kein Pflanzenwachstum, ist nachzulesen.
Wenn die Temperatur wieder ansteige, wird auch die Natur, die Pflanzen im Garten wieder aktiv. Abgestorbene Pflanzenteilchen werden von Bakterien zersetzt. In dem Sinne gibt es unter der weissen Pracht für den Garten also keine Erholung, aber sicher einen Stillstand. Und doch findet eine Regeneration statt. Die Natur bereitet sich im Stillen auf ein neues Jahr vor. Genau darum geniesse ich den Frühling. Wenn erste Blätter nachwachsen und saftiges Grün zum Vorschein kommt.
Eiszeiten. Stillstandzeiten. Reifezeiten. Neues-Leben-planen-Zeiten!
Der Garten ist das natürliche Zeugnis, dass Eiszeiten zum Leben gehören. Auch Stillstand lebt uns die Natur vor. Ausharren. Teamwork. Wo Dinge am Sterben sind, entsteht Neues. Entsteht Raum für andere Pflanzen. Das ist der Lauf der Natur. Jeder Pflanze ihre Zeit. Das klingt nach Endlichkeit. Das ist das, was Herbst und Winter manchmal so sinnlos erscheinen lassen. Vergänglichkeit. Umso mehr geniesse ich den Frühling mit seinen natürlichen Boten wie den Vögeln. Es gibt etwa 70 verschiedene Zugvogelarten, die im Frühling hier ankommen und im Spätsommer oder Herbst wieder wegfliegen. Das Leben geht weiter, auch nach dem gefühlten (Zwischen-)Tod.
Tipp: Wer im Winter nicht auf das Grün im Garten verzichten will, kann sich frühzeitig der Gartenplanung widmen und sich im Internet, zum Beispiel auf GGZ-Gartenbau.ch, schon mal informieren.
© raeber-leben-blog.ch – überarbeitet 25.9.2019