Während Sterbebegleitung in den Medien eher ein Randthema ist, wird zum Thema Sterbehilfe viel geschrieben. Ein Beispiel ist eine 75-jährige Engländerin, die sich bei einer Schweizer Sterbehilfe-Organisation in den Tod hat führen lassen. Dies, obwohl sie kerngesund war und keine Medikamente nehmen musste. Ihre Aussage: «Ich sterbe lieber, als alt zu werden». Eine Aussage, die Neugier weckt und natürlich auch die Leserzahlen steigert. Und wo wie ist es mit denen, die sich auf den letzten, vielleicht schmerzvollen Lebensweg einlassen? Sie verdienen eigentlich Respekt! Denn Altwerden bedeutet körperlich und seelisch eine grosse Herausforderung.
Die Themen in diesem Artikel:
- Alt werden. Chance oder Gefahr?
- Sterben ist keine Krankheit, sondern ein Lebensprozess
- Abschieben ans Pflegepersonal reicht nicht
- Tipp Radiosendung zum Thema Sterbebegleitung
Alt werden. Chance oder Gefahr?
Welche Vorstellungen haben wir vom Altwerden?
Nicht mehr richtig gehen zu können, immer weniger zu sehen? Den Lebensabend horizontal zu verbringen? Nicht mehr gefragt zu sein?
Da ist einiges. Unsere besten Tage sind vorüber. Zumindest, wenn man das Alter auf die Gesundheit bezieht. Nur, Leben kann noch mehr beinhalten. Der Mensch lebt von Beziehungen. Und die werden mit zunehmendem Alter wichtiger. Kann es sein, dass wir die Perspektiven verloren haben?
Warum begleitet eine Sterbehilfe-Organisation eine kerngesunde Frau in den Tod? Braucht sie Publicity? Umsatzsteigerung? Wird Älterwerden zum Business-Modell?
Sterben ist keine Krankheit, sondern ein Lebensprozess
Früher starben die meisten Menschen zuhause. Kranke Familienmitglieder wurden gepflegt und begleitet. Alle konnten Abschied nehmen. Gemeinsam ist man diesen Weg gegangen. Damals lebten mehrere Generationen im gleichen Haushalt. Heute ist dies selten der Fall.
Die Angst vor Einsamkeit, vor der Tatsache, vergessen zu werden, ist nachvollziehbar.
Vielleicht müssten wir als Gesellschaft wieder mehr zusammenrücken. Für Kinder ist es sehr wertvoll, von den Grosseltern noch ein Stück weit begleitet zu werden. Umgekehrt auch. Sterbebegleitung kann, so komisch es klingt, für alle Parteien zu einem nachhaltigen und wertvollen Ereignis werden. Denn Sterben ist keine Krankheit, sondern ein Lebensprozess.
Abschieben ans Pflegepersonal reicht nicht
Klar werden sterbende Menschen durch Pflegepersonal mithilfe von Palliativ Care begleitet. Professionell. Es gibt aber noch andere Bereiche. Sterben wirft viele Fragen auf, die nach einer Antwort verlangen.
Sterbebegleitung geschieht auch im Präsentsein (soweit dies möglich ist). Teilnehmen. Zuhören. Mit Empathie mittragen. Den letzten Lebensabschnitt erträglich machen.
Das ist eine Aufgabe, die von Freunden und Familienmitgliedern wahrgenommen werden kann. Mit den Möglichkeiten, die man hat. Denn Mithelfen bereichert …
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Tipp Radiosendung zum Thema Sterbebegleitung
© raeber-leben-blog.ch, 21.8.2015, überarbeitet am 12.5.2022/ar
Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon